Mittwoch, 7. März 2018

Abgestillt - gewollt und doch wehmütig!

Wie stille ich mein Kind bedürfnisorientiert ab? Wann sollte ich mein Kind abstillen? Ein Erfahrungsbericht über das Abstillen.
Ich habe abgestillt! Ich habe es entschieden! Spontan! Plötzlich! Aber eigentlich nicht so ganz! Der Gedanken reifte schon länger in mir und dann platzte er aus mir heraus! Meine Entscheidung stand fest und doch war mir nicht wohl dabei! Ich entschied und nicht mein Kind. Ich beendete die Stillbeziehung. So war das nicht geplant! So wollte ich das nicht!

Mein schlechtes Gewissen war grenzenlos und doch merkte ich schnell, meine Tochter scheint garnicht mehr so sehr am Stillen gehangen zu haben, wie ich zunächst dachte. Davon wollte ich euch heute berichten:

Das ich meine Tochter vor 7 Monate schon Nachts abgestillt habe, davon hatte ich schon geschrieben. Wir stillten tagsüber nach Bedarf weiter und zum Einschlafen Mittags und auch Abends stillte sie ebenfalls. Seit Januar wird meine Tochter vormittags von meiner Mama betreut und dort schlief sie relativ schnell mittags beim Betrachten von Bildern ein. Einfach so. Bei meinem Sohn damals hat dieser Prozess viel länger gedauert.

Nun kam es, dass meine Tochter beim abendlichen Einschlafstillen immer länger und länger nuckelte bis sie in den Schlaf fand. Sie zappelte und wackelte, war unruhig. Sie fand einfach nicht in den Schlaf. Auch tagsüber wurde das Gezappel beim Stillen immer mehr. Es wurde angedockt, kurz getrunken, weggegangen, gespielt, dann wieder nach der Brust verlangt, dabei gezappelt und dann wieder alles von vorne. Und wenn ich ihr dann nicht auch sofort die Brust wieder zur Verfügung stellte, wurde sie laut, zornig und weinte. Ich merkte, es nervt mich. Ich verband Stillen immer auch mit Kuscheln, Zusammen sein, zur Ruhe kommen. Das fehlte mir hier, diese Innigkeit war irgendwie selten geworden. Nur wenn meine Tochter wirklich sehr, sehr müde war (meist, wenn sie keinen Mittagsschlaf machen wollte) und dann stillte, merkte ich ihre Entspannung, dieses Loslassen können von allem was ist und sie schnell einschlafen konnte.

Mein Genervt-sein wuchs immer weiter an und ich begann abzuwägen. Welches Bedürfnis war wichtiger. Das meines Kindes, welches durch Stillen in den Schlaf fand, Trost erhielt und sicherlich auch noch wichtige Inhaltsstoffe durch die Milch bekam oder waren es mittlerweile meine Bedürfnisse? Was waren meine Bedürfnisse?

Ich musste mir zunächst bewusst werden, was ich wollte. Ich wollte mich selbst wieder haben! Ich wollte nicht immer parat sein müssen! Ein Kuscheln mit der Tochter war eigentlich nie möglich, sie wollte dann immer sofort stillen, immer direkt die Brust und wie schon geschrieben, dabei war in den letzten Monaten wenig Gemütlichkeit, sondern viel Gezappel. Ich weiß, dass es einige Mütter nicht schlimm finden, wenn ihre Kindern beim Stillen Turnen und Zappeln, immer wieder an- und abdocken. Aber ich mag das nicht!

Dieser Gedanke musste in mir reifen und klarer werden, denn auch wenn es nur sehr wenige so lange Stillbeziehungen gibt und ich doch glücklich darüber sein sollte, dass ich mein Kind schon so lange stillte und es versorgte, war da dieses schlechte Gewissen. In meinem Kopf flüsterte es, dass doch mein Kind entscheiden sollte, ob es das Stillen noch benötigte, dass mein Kind die Muttermilch, die Inhaltsstoffe doch noch benötigte und das ich meinem Kind etwas ganz Wichtiges wegnehmen würde. Ich überlegte, dass ich denn Sohn wenigstens 30 Monate stillen konnte, bis ich es aufgrund der Schwangerschaft nicht mehr konnte. Konnte ich nicht die Tochter wenigstens auch so lange stillen?

Aber an einem Sonntag, Mitte Februar, war dann ein Punkt erreicht! Der Abend davor war wieder sehr lang geworden, weil die Tochter trotz Dauernuckeln nicht in den Schlaf gefunden hat und ich war ausgezehrt, entgültig! Schon morgens nach dem Aufstehen, sprach ich mit ihr. Ich sagte ihr, ich kann einfach nicht mehr. Ich möchte nicht mehr stillen und ich werde nicht mehr stillen und ich werde dafür ganz, ganz viel mit ihr kuscheln und für sie da sein.

Den ganzen Sonntag fragte sie nicht nach der Brust, denn wir waren beschäftigt. Abends dann im Bett bevor wir uns zum Buchlesen hinlegten, sagte ich nochmals, dass ich ihr keine Brust geben werde. Sie sagte "OK", zuckte mit den Achseln und fragte "Brust morgen?". Das brach mir schon etwas das Herz und doch verneinte ich. Ich erwartete eine Reaktion von ihr. Ich erwartete, dass sie protestieren würde. Aber es geschah nicht. Ich konnte ihr ein Buch vorlesen und danach schlief sie kuschelnd auf mir ein. Das war es also. Das Ende einer Stillbeziehung...

Ich ging nach unten und vergoß einige Tränen. Mein letztes Baby, das letzte Stillen... das letzte Mal... ja, so war es nun. Und auch die nächsten Tagen, fragte meine Tochter zwar immer mal wieder nach, aber ich sagte weiterhin, dass ich keine Brust mehr geben werde und wenn sie traurig war kuschelten wir und ich zeigte Verständnis. Sie beruhigte sich immer schnell und jeden Abend schläft sie nach dem Lesen eines Buches immer ruckzuck ein. 

Nun zwei Wochen später kann ich sagen, es war für uns beide, für unsere Beziehung eine sehr gute Entscheidung gewesen. Ich liebe es mit ihr nun kuscheln zu können, die Vorlesezeiten werden länger und wir können uns über das Gesehene unterhalten und danach schläft sie ruhig und zufrieden in meinen Armen ein. In genau der gleichen Position wie beim Stillen. Nur eben ohne Stillen.

Ich kann euch keine Anleitung geben. Es ist einfach ein Erfahrungsbericht. Unser Erfahrungsbericht. Es ist einer von vielen Berichten, die es auf vielen Blogs gibt. Jede Stillbeziehung ist individuell und jedes Abstillen ist individuell. Eine Stillbeziehung dauert so lange an, wie sich Kind und auch Mama wohlfühlen. Ich finde Stillen weiterhin sehr wichtig, wichtig für das Kind und ich würde immer wieder so lange wie möglich stillen wollen. Ich bin sehr glücklich meine beiden Kinder gestillt zu haben, sogar lange gestillt zu haben. Ich bin bzw. war traurig, dass dieser Abschnitt nun zu Ende ist, denn es war für mich auch irgendwie die letzte Verbindung zur Babyzeit. Nun ist auch dies zu Ende. 

Unsere Kinder bleiben nicht klein, wir müssen daher nicht wehmütig zurück blicken. Die nächsten Male und Momente warten schon!

Wie stille ich mein Kind bedürfnisorientiert ab? Wann sollte ich mein Kind abstillen? Ein Erfahrungsbericht über das Abstillen.

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