Montag, 24. Oktober 2016

Montessori ist für alle da... eigentlich...

Vor mehr als 3 Jahren habe ich diesen Blog gegründet. Ich habe ihn gegründet, weil ich Maria Montessori kennenlernen durfte. Nicht in echt. Natürlich nicht. Diese wunderbare Frau lebt nicht mehr. Aber sie hat ihre Spuren hinterlassen und ihre Sichtweisen. Ihre Lehren werden weitergetragen. Für mich ist ihre Sicht auf die Kinder, der Umgang mit ihnen, den Respekt ihnen gegenüber, eine Offenbarung gewesen. Ich habe einiges, was sie schrieb und wie sie handelte, selbst intuitiv so in das Leben mit meinem Sohn eingebracht. Doch nun bekam ich zusätzlich die Literatur dazu, die Ansätze und das Verständnis, warum es so wichtig ist mit seinen Kindern in einem achtsamen Miteinander zu leben, fern ab von dem Umgang, Regeln, Strafen und Konsequenzen die noch immer Gang und Gäbe sind in vielen Familien.

Durch das viele Lesen im Internet und auch durch Gespräche in meinem direkten Umfeld merkte ich aber auch, dass Maria Montessori hier in Deutschland bzw. in deutschsprachigen Ländern noch lange nicht so bekannt und geläufig war, wie ich dachte bzw. ich dachte, dass es gut wäre, für unsere Kinder und auch für uns Eltern.

Ich wollte ebenso meinen Beitrag dafür leisten und startete auch aus diesem Grund meinen Blog. Ich wollte mit dazu beitragen, dass interessierte Leser etwas mehr über Montessori erfuhren. 

Ich begann meinen Blog und schrieb dort über meinen Alltag mit dem Sohn, seine Entwicklung, über verschiedene Themen, wie das Schlafen (das immer viel Raum bei uns einnahm), über Stoffwindeln, über Beikost und auch natürlich über Montessori (aber auch Juuls, Kohn uvm.). Wie ich ihre Texte interpretierte, wie ich Lernanregungen an meinen Sohn weitergab. Wie wir dies bei uns Zuhause umsetzten.

Lange Zeit war alles in Ordnung und ich sah auch durch den stetigen Wachstum meines Blogs, dass ich richtig lag, es war gut über Montessori zu schreiben! Es gibt viele Leser, hauptsächlich Mütter, die daran interessiert sind. Die ebenfalls abweichen wollen von der üblichen Erziehung, die achtsam mit ihren Kindern umgehen möchten, die ihre Kinder in ihrer Denk- und Lernweise verstehen wollen. 

Und dann... Anfang letzten Jahres ging es los... Ich wurde beschuldigt, ich würde mit meinem Blog kopieren, ich hätte keinen eigenen Stil und da ich keine Montessori-Diplom-Ausbildung besitzen würde, sollte ich am besten auch garnicht darüber schreiben. Ich war sprachlos, ob dieser Aussagen und hinterfragte mich. Ist das wirklich so? Kopiere ich? Was kopiere ich? Habe ich keinen eigenen Stil? Ich fragte LeserInnen aus dem Umfeld und auch aus dem Internet, ich fragte BloggerKolleginnen und alle sagten mir: NEIN, das tust du nicht! Du hast deinen eigenen Stil und der ist genau richtig so! 
Zudem ist es logisch, wenn eigene Kinder kleiner sind, dass man irgendwann Lernanregungen und Themen aufgreift, die andere Blogs mit ihren älteren Kindern schon x-Mal vorher beschrieben haben (und die Quellen habe ich hierbei immer angegeben). Sollte ich deswegen nichts darüber schreiben, welche Anregungen, von der großen Vielfalt im World Wide Web, mein Kind toll findet und wie wir diese in unseren Alltag eingebunden haben?

Muss ich wirklich ein Montessori-Diplom abgeschlossen haben, um über Montessori berichten zu dürfen? Meine eigene Sichtweisen dazu beitragen und wie wir es Zuhause umsetzen? Hier möchte ich gerne Tim Seldin, Präsident der amerikanischen Montessori-Vereinigung, aus seinem Buch "Kinder fördern nach Montessori" zitieren: 

Die Montessori-Methode ist gleichsam ein [...]System, das sich in den vergangenen 100 Jahren bewährt hat und das als Ganzes oder in Teilen übernommen werden kann. Versuchen Sie es - bestimmt stellen Sie fest, dass die Montessori-Methode auch bei Ihnen gute Dienste leistet!
Dazu brauchen Sie weder eine Montessori-Ausbildung noch müssen Sie zu Hause eine Montessori-Schule einrichten. Es genügt möglichst viele Vorschläge aus diesem Buch (im Originaltext steht: as many, as you can - also so viele, wie du kannst) zu übernehmen, um als Eltern kompetenter und wirksamer zu erziehen (im Originaltext steht nichts von erziehen, sondern: becomming more effective as a parent) und zu Hause ein Klima voller Wärme, Liebe, Freundlichkeit und Respekt zu schaffen.

Ich teilte also der betreffenden Person mit, dass ich ihre Sichtweise nicht vertrete und weiterhin fortfahre wie bisher.  Ich wurde gesperrt. Gesperrt in Montessori-Facebook-Gruppen, gesperrt, gesperrt... Anfang des Jahres wurde mir dann noch von einer weiteren Montessori-Pädagogin mitgeteilt, ich würde meine Kinder, allen voran meine neugeborene Tochter zu einem Projekt machen... ich würde nur Likes sammeln wollen... es gehe mir nicht um meine Kinder... Diese ganzen Aussagen waren so unbeschreiblich destruktiv, dass ich sie ignorierte. Und auch wieder wurde mir vorgeworfen, ich hätte keinen Montessori-Diplom und würde somit Halbwissen verbreiten. Ich solle die Finger davon lassen! 
Wie sollte man auf solche Anschuldigungen antworten? Ich antwortete nicht! 

Seit dem erhielt ich keine weiteren Mails... dafür aber eine liebe BloggerKollegin (und wer weiß, wer vielleicht noch?), die sich nun ebenfalls von obigen Personen anhören muss, sie würde kopieren... Geht es hier wirklich noch um Montessori?!? Denn sie hat entsprechendes Fachwissen. Ich bin entsetzt, ich bin wütend! Ja, so ehrlich muss ich meine Gefühle nun benennen!
Ist Montessori nur für einige wenige erlaubt, die darüber schreiben und berichten dürfen? Ist die eine Montessori Vereinigung oder Gesellschaft besser, als die Andere? 

Hier möchte ich gerne Catherine McTamaney, anerkannte Montessori-Pädagogin, aus ihrem Buch "Das Tao von Montessori" zitieren:

Die Vorstellung, dass es EIN Montessori gäbe, eine bestimmte Weise zu reagieren, eine bestimmte Art, unseren Unterricht vorzubereiten, bestimmte Lerninhalte, eine bestimmte Form des Unterrichtstages, eine magische Kombination von Zutaten, die eine Klasse oder eine Schule zu einer "echten" Montessori-Schule macht, schneidet uns von unserer authentischen Arbeit ab. Wenn wir diese Frage stellen, konzentrieren wir uns auf uns selbst und auf unsere Interpretation der Montessori-Philosophie, mehr auf ein abstraktes weites Feld als auf die Kinder. Wir distanzieren uns von anderen Erziehern (dieses Buch wurde nicht nur für Pädagogen geschrieben, sondern die Autorin meint damit ebenso die Eltern, Montessori selbst nennen Eltern auch gleichzeitig Erzieher), von denen wir vielleicht etwas lernen könnten. Wir machen uns selbst zu etwas Elitärem, Einzigartigen, Besonderen. Kurz gesagt, wir machen "Montessori" zu einem Substantiv statt zu einem Verb.

Wenn wir Montessori leben, erkennen wir, dass Montessori-Klasse von Schule zu Schule, von Jahr zu Jahr, tausend verschiedene Formen annehmen. Was Montessori-Erziehung ausmacht, ist jener nicht greifbare, unbenennbare Atem, der die in seiner Fürsorge stehenden Kinder bedingungslos liebt, der annimmt und fördert, ohne zu urteilen, der verbindende Gemeinsamkeiten sucht, anstatt zu trennen. Es ist eine Friedfertigkeit und eine Suche nach Frieden, die über politische Zugehörigkeiten und über anerkannte Schulbezeichnungen hinausgehen.

An junge Erzieher senden wir die Botschaft, dass es EIN anzustrebendes Ziel gäbe, dass sie nach einer genügenden Anzahl von Jahren, genügender Praxis, genügender Lektüre oder nach einer Reihe selbst geschriebener Sätze endlich "Montessori-Lehrer" sein würden. Damit betonen wir jedoch etwas, das wir von unseren Kindern nie zu verlangen versprachen: dass das Resultat wichtiger sei als der Prozess.

Weiterhin schreibt die Autorin:

Keine Verbindung zwischen unvollkommenen Menschen, die sich auf ihren eigenen, nicht vorgegebenen Wegen vorantasten, wird frei von Fehltritten sein. Manchmal ist es leichter für uns, uns auf die Fehler unserer Kollegen zu konzentrieren, als die Balken aus unseren eigenen Augen zu ziehen. Es geht uns besser mit unseren eigenen Fehlern, wenn wir zuerst die vermeintlich größeren der anderen feststellen.
Aber wie hilft uns das? Wir kritisieren einander. Wir zeigen mit dem Finger aufeinander und nehmen uns gegenseitig auseinander.
Wir stärken einander wieder, wenn wir annehmen, dass selbst diejenigen Lehrer, mit denen wir nicht einer Meinung sind, glauben, dass auch sie den Kindern gut dienen. Wir gewinnen wieder an Stärke, wenn wir mangelndes Vertrauen aufgeben und mit den anderen Erwachsenen in unseren Gemeinschaften zusammenarbeiten, anstatt gegen sie.

Ich bin keine Montessori-Pädagogin, dies habe ich nie behauptet und ich werde auch niemals eine werden. Ich bin eine Mutter. Eine Mutter, die ihren Kindern helfen will, die sie bedingungslos liebt, annimmt und ihnen das anbieten möchte, was sie in ihrer Entwicklung benötigen. Maria Montessori ist für mich ein Leitfaden und sie ist auch für viele andere Eltern ein Leitfaden geworden. Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben, auch andere BloggerKolleginnen möchten ihre Erfahrungen weitergeben, auch ohne Ausbildung, nur mit dem was sie lesen und gleichzeitig selbst lernen. Denn auch wir Erwachsene lernen stetig. Montessori kann nicht kopiert werden, sie ist einzigartig und hat uns ihre Sichtweisen, ihre Materialien hinterlassen, die immer wieder und wieder ihre Anwendung finden. Exakt oder angepasst, immer auf das Kind. Das Kind steht im Mittelpunkt und nicht wir Erwachsene....
Niemals wollte ich solch einen Blogbeitrag schreiben, aber ich sehe nicht ein, wieso es nur EIN Montessori geben soll. Montessori ist für alle da, die Liebe zu unseren Kindern ist in uns. Gegen den Vorwurf des Kopierens können wir nichts ausrichten, wir haben es versucht zu erklären.
Aber zusammen mit Manuela von der Wunderwerkstatt habe ich mir etwas überlegt:

Wir mögen vielleicht keine Montessori-Pädagogen sein, aber wir sind Montessori-Entdecker! Egal ob Mutter, Vater, Oma, Opa, ErzieherIN, Tante, Onkel...Wir werden weiterhin über unser Erlebtes und über unsere Erfahrungen schreiben. Möchten aber auch aufzeigen, wir sind nicht gelehrt und wollen uns in unserem Lernen und Entdecken nicht vorwerfen lassen, dass wir es doch besser lassen sollten. Dies soll der wunderschöne Montessori-Entdecker-Button für uns aufzeigen.

Und daher rufe ich euch auf, zeigt uns doch, wie sehr Montessori bei euch gewirkt hat. Wie ihr Montessori Zuhause lebt. Was hat sich verändert, in euren Köpfen, in eurem Umgang mit den Kindern. Vielleicht auch in der Gestaltung eurer Wohnungen? 
Wir wollen sehen und lesen, was Montessori bewirkt, jetzt, aktuell, bei euch! Schreibt doch eigene Blogartikel darüber, wenn ihr Blogger seid und verwendet den Hashtag #MontessoriEntdecker und verweist auf diesen Artikel. Schreibt uns doch eure Erfahrungen, ich fasse sie gerne hier auf dem Blog zusammen oder schreibt einen Gastartikel, ich biete euch hier die Plattform. Außerdem wollen wir alle eure wundervollen Blogs und Homepages auf der Seite www.montessorientdecker.de sammeln, um ein Gemeinschaft zu bilden, von montessori-interessierten Menschen ohne Ausbildung, aber auch jeder mit Ausbildung und Erfahrung ist natürlich willkommen.

Ich weiß nicht, ob dieser Artikel bei manchen gerne gesehen ist, sicherlich nicht, ich bin ja keine Diplom-Pädagogin. Ich/Wir könnten falsches Halbwissen verbreiten, aber selbst Maria Montessori schrieb schon, dass es nicht nur um Wissen geht. Es geht um unsere komplette Sichtweise auf das Kind und das tägliche respektvolle Miteinander. Das sollte IMMER an oberster Stelle stehen!

Wenn Erziehung (damit meinte Maria Montessori selbst:
Hierbei wird das Wort Erziehung natürlich nicht im Sinne von Unterricht verstanden, sondern im Sinne einer Unterstützung der seelischen Entwicklung des Kindes) immer im antiquierten Sinne einer bloßen Wissensvermittlung verstanden werden soll, ist wenig davon für die Verbesserung der Zukunft des Menschen zu erhoffen.

Maria Montessori 

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Die Jahreszeit im Mini-Format


Sehr schön für Kinder um auch Zuhause den Wandel der Jahreszeit immer im Blick zu haben, ist der Jahreszeitentisch. Über diesen habe ich hier schon einige Male geschrieben. Wir haben dazu ein kleines Schränkchen, welches ich günstig bei den Kleinanzeigen entdeckt hat.
Das immer wieder neue Gestalten zusammen mit den Kindern ist eine schöne Beschäftigung. Die mitgebrachten Schätze können so wunderbar in Szene gesetzt und wertgeschätzt werden. Wir können auch so mit den Kindern ins Gespräch kommen über die verschiedenen jahreszeitlichen Gegebenheiten, was da denn nun gesammelt wurde und was damit vielleicht noch gemacht werden kann.

Nur hat man natürlich nicht immer den Raum und Platz einen ganzen Tisch oder ein Schräncken wie wir für die Gestaltung der Jahreszeiten zu haben. Die Größe spielt dabei allerdings keine Rolle, man kann diese wundervolle Idee auch im Kleinen zusammen umsetzen. Egal ob auf einer Ecke der Fensterbank oder wie wir nun an einem Ende unseres großen Esstisches. Denn bei uns war es diesmal die wenige Zeit, die mir meine Tochter lässt, mich gegen die Gestaltung des ganzen Schränkchens zu entscheiden und die kleinere Alternative zu wählen.

Mein Sohn und ich sammelten bei Spaziergängen also ganz viele wunderschöne Herbstschätze und schnitten passende Blumen dazu auf dem Blumenfeld. Es gibt jetzt auch noch viele Wildblumen, die man noch pflücken kann. Das machen wir auch gerne, aber diesmal wollte mein Sohn zum Blumenfeld und schneidet mittlerweile völlig selbstständig alle Blumen ab, die er zum dekorieren haben möchte. 

Um dann alles Zuhause schön ins Szene zu setzen, eignen sich eine große Vase oder viele kleine Vasen . Am schönsten ist dann noch eine Art Holztablett , flache Schale oder Baumscheibe um alles darauf zu trapieren und so dem ganzen eine Begrenzung zu geben und auch optisch sichtbar zu machen, dies alles gehört zusammen und kann genau dort auch noch weiter ergänzt und umgestaltet werden. Ich habe noch einige passende Wald-Schleichtiere (z.B. Fuchs , Hirsch , Igel ) dazu gestellt, welche zu diesem herbstlichen Thema wunderbar passen. Uns gefällt unsere kleine Variante des Jahreszeiten-Tischleins sehr und das kleine Teelicht dabei gibt ein schönes Licht, gerade beim Frühstück am Morgen und zum Abendessen, wenn es beginnt dunkel zu werden. Unser Sohn zündet die Kerze immer zu den Essenszeiten an, was ihm ebenso ein liebgewonnenes Ritual geworden ist.

Jetzt würde mich natürlich interessieren, wo sammelt ihr die Herbstschätze eurer Kinder?

* Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Über das Gitterbettchen... über Gitter in unseren Köpfen.

Hätte Frida von 2KindChaos mich nicht darauf aufmerksam gemacht, hätte ich mir diese Sendung wohl erst garnicht angeschaut. So aber war ich neugierig. Ich wollte wissen was sie und weitere Blogger-Kolleginnen in dieser Sendung zu sagen haben und natürlich war ich gespannt, wie RTL das Thema Schlafen aufarbeiten wird. In ihrer Sendung "Das große Erziehungsexperiment"...

Das mich alleine schon das Wort Experiment störte, könnt ihr euch sicherlich denken! Unsere Kinder sind kein Experiment! Wir leben mit ihnen zusammen und sollten tagtäglich in einer gemeinsamen Beziehung leben, in welcher sich alle wohlfühlen, geachtet und verstanden werden.

In dieser Sendung war der Schwerpunkt auf das Schlafen gelegt, was ich sehr gut verstehen kann. Nichts nimmt so viel Raum ein, wie das Schlafen. Gerade dann, wenn es augenscheinlich "nicht funktioniert". Wir Eltern sind dann sehr empfänglich für jegliche Ratschläge, Tipps und machen dann auch gerne "Experimente", um irgendwie an unseren erholsamen Schlaf zu kommen.

3 Familien wurden in dieser Sendung vorgestellt, bei welchen das allabendliche Zubettbringen sehr viel Raum einnahm und mit viel Streß, Tränen und Kummer verbunden war. Ihnen sollte unter der Zuhilfenahme von Experten geholfen werden.

Bei 2 Familien fiel mir eines sofort auf! Gitterbettchen! Im eigenen Zimmer! Und der Drang der Kinder daraus so schnell wie möglich entkommen zu können. Sich mit aller Macht dagegen zu wehren, um wieder zu den Eltern zu kommen. Ich musste gerade bei dem kleinen Mädchen, welches herzzereißend weinte und schrie fast mitweinen und verstand die Mutter nicht. Wieso musste dieses noch so kleine Kind in ihrem Gitterbett, im eigenen Zimmer schlafen? Die Mutter legte sich vor das Bettchen, auf einem improvisierten Schlaflager, auf den harten Boden und versuchte es durch die Gitterstäbe immer wieder zu beruhigen. Was überhaupt nicht gelang.

Zusammen mit der Expertin führte die Mutter Rituale ein. Schöne Rituale, mit Vorlesen, Stofftiere ins Bettchen bringen, Schlafsand verteilen usw. Schlußendlich sollte das Mädchen aber dann wieder in ihr Gitterbettchen, was augenscheinlich gelang, sie schlief dort wirklich ein, ohne Geschrei, ohne weinen... zumindestens für diesen einen Abend, dieser Sendung... wie es weiter geht, wenn das Mädchen diese Umstellung wirklich realisiert, das sieht man nicht.

Warum müssen unsere Kinder in ihre eigenen Zimmer, warum müssen sie dort schlafen? Wo sie alleine und hilflos allem ausgeliefert sind? Denn genau das ist wider die Natur. Wider der Evolution. Genau deswegen wollen im Grunde alle Kinder bei ihren Eltern schlafen und in großen Teilen der Welt ist dies auch vollkommend normal und wird von den Eltern nicht in Frage gestellt. Nur in den westlichen Ländern, da scheint dies für uns Eltern undenkbar. Da haben wir Angst um unser Privatleben als Eltern oder das die Kinder unser Bett niemalsmehr verlassen wollen. 

Die Gesellschaft prägt uns und viele von uns kämen daher garnicht darauf, die Kinder einfach ins Ehebett mit hinüber zunehmen, da es für sie garnicht als mögliche Lösung im Fokus steht. Kinder müssen im Kinderzimmer schlafen. Punkt. Die Aussagen viele Facebook-Leser auf der RTL-Seite, dass diese Eltern so egoistisch wären, weil sie ihre Abende ohne die Kinder verbringen wollen, kann ich so nicht stehen lassen. Man hat gesehen, dass es sehr lange gedauert hat bis die Kinder endlich schliefen. Abend für Abend, immer wieder. Die Eltern hatten keine Abende für sich, kein Abschalten, keine Zweisamkeit. Alle Abende bestanden aus Streß, oft über viele Stunden. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, daran etwas ändern zu wollen, denn es geht eben auch anders. Nicht unbedingt, wie es dann in der Sendung durchgeführt wurde, obwohl es augenscheinlich Erfolg hatte... aber auch hier gilt, jede Familie ist anders, jedes Kind ist anders und somit auch jedes Schlafverhalten und damit muss auch jede Einschlafbegleitung indviduell passend für Kind und Eltern sein. Wichtig ist hierbei zu wissen und da stimme ich den Lesern zu, Ziel sollte nicht sein, so früh wie möglich die Kinder am Abend "los zu sein", sondern sie wirklich dem Alter und den Bedürfnissen entsprechend zu begleiten. Wenn es hier Kinder gibt, die da ihr Bettchen, in ihrem Zimmer akzeptieren und dabei gut schlafen, dann ist das auch ok.

Nur sollten Eltern wissen, dass dies nicht der Regelfall ist und das sie sich nicht schämen müssen zu sagen, meine Kinder schlafen bei uns, im Ehebett. Wir alle gemeinsam! Denn so ist der Schlaf für uns alle am erholsamsten. Denn das ist doch das Wichtigste. Das ALLE Abends zur Ruhe kommen, entspannen, regenerieren vom erlebten Tag. 

Es ist schwierig von gesellschaftlichen Normen abzuweichen, gerade wenn es über viele, viele Jahrzehnte so suggeriert wird. Kinder schlafen im eignen Bett. Kinder ins Familienbett zu holen, ist kein Lösungsweg! Doch das ist es! Und das hat mir gestern in der Sendung gefehlt. Für alle Eltern! Zu wissen, es ist ok, es ist natürlich, es ist eine Möglichkeit. Das Familienbett.

Auch dies haben mir nämlich viele Kommentare unter dem RTL-Facebook-Post gezeigt. Es ist für viele Familien nämlich schon gelebter Alltag, gelebtes abendliches Ritual, die Kinder bei den Eltern im Bett schlafen zu lassen, weil es so passt, weil sie so am besten schlafen. Uns Eltern muss dieser Lösungsweg an die Hand gelegt werden, auch mit dem Hinweis, dass es der Partnerschaft sicherlich nicht schaden wird/muss. Das ein Familienbett nicht nur aus dem Elternbett bestehen muss, sondern auch angebaut werden kann, damit genug Platz für jeden da ist. Das Kuscheln kein Muss ist, aber die Nähe zueinander. Das dies alles nur ein kurzer Zeitraum sein wird, in dem die Kinder das so sehr benötigen und sie defintiv irgendwann in ihr Bett, in ihr Zimmer wollen, ihre eigene Privatsphäre brauchen. 

Mir haben all diese Infos gestern gefehlt und diese Gitterbettchen (in der Sendung) waren symbolisch für mich. Sie zeigen immer noch das, was die Gesellschaft für richtig findet. Die Trennung von Kindern und Eltern. Kinder haben alleine zu schlafen, egal was die Evolution sagt oder nicht. Diese Gitter sind noch in unseren Köpfen zu finden und müssen endlich weg! Familienbett ist nicht alternativ oder irgendein neuer Firlefanz, den es nicht geben sollte. Wir versuchen damit unserer Natur zu widersprechen! Wir kämpfen dadurch abendliche "Kämpfe", die nicht sein müssten. 

Das Gitterbettchen, im eigenen Zimmer, muss nicht sein. Vielleicht für einige Familien, die Kinder haben, die problemlos überalls schlafen würden. Das Gitterbettchen kann aber ein prima Anbau für das Familienbett sein und kann dort einer wirklich sinnvollen Bestimmung nachgehen: Erholsamer/Besserer Schlaf für Alle!


Samstag, 1. Oktober 2016

Wann bist du so groß geworden...

Manchmal schaue ich meine Kinder an und denke mir, wann seid ihr so groß geworden? Kennt ihr das auch? Man sieht sie doch jeden Tag an, immer wieder und wieder und doch gibt es manche Tage, an denen fällt es einem plötzlich wie Schuppen von den Augen: Es ist etwas passiert! Etwas hat sich verändert!

Unsere Kinder verändern sich jeden Tag, sie wachsen körperlich und geistig. Jeden Tag ein kleines Stückchen. Sie lernen neue Dinge, können sich besser verständigen, können plötzlich einen Handgriff, den sie doch bisher noch nicht konnten.

Es ist so faszinierend und wir beobachten unsere Kinder täglich bei all diesen großen und kleinen Veränderungen und dem Wachsen und doch denke ich an manchen Tagen: "Huch! Was ist denn nun passiert?"

Plötzlich schaut der Sohn über den Küchentresen hervor, öffnet die oberste Schublade und schaut hinein, um etwas herauszuholen, als wäre das immer schon so gewesen. Da muss ich kurz innehalten und staunen.

Plötzlich sind Arztbesuche kein Weltuntergang mehr und der Sohn hält sogar ein Schwätzchen mit der Ärztin, die er zuvor nicht einmal ansehen wollte. Selbst die Ärztin sieht mich staunend an. Ich tue es auch.

Im letzten Monat hat der Sohn zwei große Wachstumsschübe hinter sich gebracht. Mit viel Schmerzen und Fieber. Danach waren die Füße zu groß für die aktuellen Schuhe und auch einige Hosen trugen plötzlich Hochwasser. Ich staunte!

Laut ist er geworden der Sohn. Der Kindergarten hat da einiges mitgebracht. Als er und die Tochter gestern während und nach dem Abendessen in voller Intonation anfingen zu spielen, drohten meine Gehörgänge zu kollabieren. Ok, manche Veränderungen braucht man nicht unbedingt... aber auch hier stellte ich fest, aus meinem sehr ruhigen, sehr überlegten kleinen Zwerg, ist ein Junge geworden, der, wenn er jemanden Neues eingeschätzt hat, auch sehr schnell dazu übergeht diese Personen einzunehmen und ihnen seine ganze Lebensgeschichte erzählen möchte... auch hier staune ich und schmunzeln muss ich auch.

Ich beobachte meine Kinder sehr gerne und gerade jetzt auch den Sohn, wenn er versunken die verschiedensten Lego-Fahrzeuge erfindet. Wenn er alle möglichen Materialien zum Basteln zusammen trägt und munter loslegt. Wenn er wie selbstverständlich dem Papa beim Abladen des Holzes mit der Schubkarre hilft und ungefragt schon beginnt das Netz vom Anhänger zu entknoten. 

Ich stehe staunend daneben und fragte mich: Wann bist du so groß geworden?

Ich glaube, die Frage werde ich mir noch sehr sehr oft stellen und manches Mal werde ich mir noch wünschen, dass sich die Zeit doch etwas langsamer drehen mag, um nichts zu verpassen. Keinen Moment an dem wieder eine Veränderung, ein Wachsen stattfinden wird, soll uns entgehen. Es geht so schnell bei unseren Kindern. Wir können einfach nur zusehen und staunen und uns freuen, über all diese wundervollen Veränderungen.