Dienstag, 24. Juni 2014

Greifen heisst Begreifen

Derzeit lese ich das Buch "Kleinkinder fördern mit Maria Montessori" von Claudia Schäfer. Ich finde es bisher sehr interessant geschrieben und es liefert einige tiefere Einblicke in die Entwicklung unserer Kinder in den jüngsten Jahren. Schon mit der Geburt beginnt das Baby alles in sich aufzunehmen, was ihm seine Umwelt bietet. Sie sind wie kleine Schwämme und lernen stetig. Auch wenn es für manche nicht sichtbar ist. Deswegen wurde viele Jahre die "Förderung" von Kleinkindern nicht beachtet. Hier einige Einblicke und kurze Zusammenfassungen aus dem oben genannten Buch:

Wenn wir die große Lernfähigkeit und Lernbereitschaft der Kinder unter drei Jahren nicht fördern und sie nicht genügend anregen, werden die Kinder ihr Leben lang an den Folgen dieser Vernachlässigung leiden.
Erst wenn Kinder aktiv über ihre Bewegungen und alle ihre Sinneskanäle ausreichende und sich häufig wiederholende Reize aufnehmen konnten, bilden sich vielfältige neurolane Verbindungen im Gehirn und das Kind lernt wichtige Basiskompetenzen, auf die es ein Leben lang zurück greifen kann. So erst wird aus einer "Rogintelligenz" umfassende Kompetenz, die in differenziertes Denken, Fühlen, Handeln umgesetzt werden kann

Fehlen jedoch Anregungen für die kindlichen Sinne, bilden sich keine neuen Synapsen, bzw. bestehende werden wieder zurück gebildetet. Ein Kind muss nicht nur Erfahrungen machen, es muss sie auch oft wiederholen, um die Synapsen "haltbar" zu machen, damit sich die Gehirnregionen, die nicht genutzt werden, nicht zurückbilden. Das für uns Erwachsene zum Teil stupide anmutende Wiederholen einer Handbewegung, einer Frage oder einer Übung macht das kleine Kind also "klüger" und "stumpft" es nicht ab.

Am besten lernt ein Kind, wenn ein Angebot aus der Umwelt zu seiner jeweiligen inneren Bereitschaft, seiner Reifung und Entwicklungsphase passt.

Lassen wir kleine Kinder nicht alleine probieren, ziehen sie sich zurück oder reagieren sogar ärgerlich, weinen und wehren sich. Denn wenn wir Erwachsene in die kindliche Aktivität eingreifen, nehmen wir dem Kind wichtige Lernmöglichkeiten und hindern es daran, einen neuen Entwicklungsschritt zu tun. Wir stören dann nicht nur ein Spiel, sondern seine Entwicklungsarbeit.

Das Weinen deuten wir Erwachsene oft als eine Laune und nicht als eine "gesunde" Reaktion darauf, dass man das Kind an seiner Entwicklung hindert, wogegen es sich wehrt.

Über das Greifen erst lernt ein Kind "be-greifen". Deshalb hat es in den ersten Lebensjahren ein besonders großes Bedürfnis, alles anzufassen und mit den Dingen zu hantieren. Es lernt über das Ertasten die Dinge näher kennen und unterscheiden. Über diese differenzierte Wahrnehmung bildet sich die Intelligenz.

Je mehr ein Kind kann, desto mehr Vertrauen entwickelt es in seine eigenen Fähigkeiten und desto selbstbewusster und glücklicher wird es. Durch diese Selbstständigkeit wird sich, über viele Jahre hinweg, seine freie Persönlichkeit entwickeln.

Jetzt sollten wir allerdings nicht in Panik verfallen und die nächsten Fördereinrichtungen stürmen, denn genau das ist in den letzten Jahren geschehen. Wir Eltern wollen unsere Kleinkinder fördern, da die Wissenschaft festgestellt hat, wie wichtig eine optimale Förderung für das zukünftige Leben sein wird. Was die Kinder jetzt nicht lernen, lernen sie vielleicht niemals mehr! (was so natürlich auch nicht stimmt, es wird uns in späteren Jahren allerdings deutlich schwerer fallen)
Wenn wir den obigen Text allerdings nicht nur überfliegen, sondern verstehen, dann steht dort nicht einfach stupide "Förderung", sondern viel mehr und vor allem wichtige Kernaussagen für unser Verhalten als Eltern gegenüber unserer Kinder.

Förderung besteht nicht nur im herkömmlichen Pauken, wie wir es aus unserer Schulzeit kennen. Für die Kinder in diesem Alter geht es um das Erlernen wichtiger Kernkompetenzen und das zeigen sie uns eigentlich sehr deutlich, wenn wir hinhören und hinschauen. Sie wollen im Grunde all das tun, was auch wir Erwachsene täglich tun. Bedeutet eigentlich und auch ganz einfach, wir müssen sie einbinden. Nicht einfach nur irgendwelches "pädagogisch wertvolles" Spielzeug kaufen und meinen damit wäre es nun getan und damit sollen sich die Kinder beschäftigen. 
Unsere Kinder wollen lernen was wir tun, unsere Handgriffe, unsere Sprache, die alltäglichen kleinen Verrichtungen. Binden wir sie also ein, lassen wir sie nicht nur neben uns her leben. Lassen wir ihnen aber auch ihre Freiheiten, dass zu tun, was sie tun möchten. Kinder suchen sich auch ihre Beschäftigungen. Wenn es den ganzen Tag Wasser von einer in die andere Schüssel schütten möchte, dann ist das keine vergeudete Zeit, nur weil es für uns so scheint, als hätte das Kind es schon beim ersten Mal verstanden. Nein, es lernt auch weiterhin. Es festigt seine Bewegungsabläufe, lernt das die Schwerkraft auch immer da sein wird, das Wasser nicht einfach seine Fließrichtung ändert usw.
Schon mit diesen kleinen Veränderungen in unserem Alltag fördern wir unsere Kinder und helfen ihnen diese Welt zu verstehen. 

Wir müssen auf Augenhöhe mit unseren Kindern gehen, verstehen was sie nun lernen wollen und ihnen die Möglichkeiten dazu geben und anbieten. Keine teuren Fördermittel sind dazu notwendig, es reichen oft schon die einfachsten Dinge...

Die Bewegungen des Herzkindes werden nun immer filigraner. Das spiegelt sich auch in den Steckübungen wider.





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