Donnerstag, 12. Juni 2014

100 mal neu gewickelt!

Da ich selbst sehr neugierig bin, führe ich über mein Experiment Stoffwindeln eine kleine Statistik. Ich notiere mir, wieviele Stoffwindeln ich schon benutzt habe und somit wieviele Wegwerfwindeln ich damit schon sparen konnte. Ich habe bisher alle getätigten Einkäufe notiert und somit wieviel Geld ich bisher für Stoffwindeln ausgegeben habe. Auch wieviele Maschinen zusätzliche Wäsche ich durch das Waschen der Stoffwindeln hatte, habe ich bisher notiert. Somit könnte ich berechnen was pro benutzte Stoffwindeln nun mehr an Strom und Wasser fließt. Ebenso notiere ich die Anzahl der speziell für die Stoffwindeln gekauften Waschmittel und Entkalker.

Daher weiß ich nun, dass ich schon über 100 mal mit Stoff gewickelt habe! Genau genommen mit gestern 108. Mal! Ich bin sehr froh, dieses Experiment gestartet zu haben.

Ich durfte für mich erkennen:

- Der Anfang ist schwierig! Ein Dschungel an neuen Wörtern, Windelsystemen, Waschgewohnheiten usw. schreckt sicherlich viele erst mal ab! Alleine wäre ich nicht hindurch gestiegen. Ich kann daher jedem empfehlen sich in der Facebook-Gruppe Stoffwindel-Chat anzumelden und wenn möglich, sogar einen Stoffwindel-Workshop zu besuchen. Da man dort auch alle Systeme einfach mal in die Hände nehmen kann.

-  Einfach probieren! Man kann verschiedene Windelsysteme am Kind austesten, teilweise muss man es auch. Jeder Kinderkörper ist anders geformt. Jedem Kind passen andere Windeln gut oder man selbst kommt mit dem ein oder anderen System besser zurecht. Ich gestehe, ich bin bisher bei dem System geblieben, welches ich mir selbst zu Anfang ausgesucht habe. Überhose mit Einlagen sind für mich ein tolles System, einfach anzulegen, kostengünstig. Nicht nur bei der Anschaffung, sondern auch bei den Waschintervallen. Es entsteht deutlich weniger Wäsche als bei anderen Windelsystemen und die Trocknungsdauer ist ebenfalls wesentlich geringer als bei All-in-One-Systemen. 

- Unsere Müllberge haben sich deutlich reduziert. Man erkennt erst, wieviel Müll man mit Wegwerfwindeln produziert, wenn diese nicht mehr da sind! Es ist erschreckend! Normalerweise mussten wir unsere Restmülltonne zu jeder Leerung nach draußen stellen und leeren lassen. Sie war voll, bis oben hin! Nun konnten wir unglaubliche zwei Leerungen ausfallen lassen und benutzen unsere Restmülltonne 6 Wochen lang!!! Ist das nicht toll? Toll und erschreckend! Bisher benutzen wir auch Nachts noch Wegwerfwindeln, wenn wir auch diese Umstellung auf Stoff noch schaffen, schaffen wir sicherlich noch zwei weitere Wochen mit unserer Restmülltonne.

- Jede Stoffi-Mama entwickelt ihre eigenen Vorgehensweisen. Ich habe für mich z.B. erkannt das ich benutzte Stoffwindeln nicht in einem Wet Bag lagern möchte. Zum einen soll man diese nicht länger als 3-4 Tage darin lagern. Ich bekomme durch das sparsame Überhosen-System allerdings nur alle 5 Tage eine Waschladung zusammen. Zum anderen stört mich der beißende Ammoniak-Geruch der darin entsteht! Andere benutzen Oskar-Tonnen, dort entsteht geschlossen ebenfalls Ammoniak. Wieder andere lagern offen in großen Körben z.B. in der Badewanne.... ist auch nicht so meins... ich hänge alle benutzen Einlagen zum Trocknen auf und kann sie somit so lange lagern wie ich will! Dies ist sowieso empfehlenswert, wenn man z.B. über mehrere Tage verreist, was macht man mit den benutzten Windeln, die bis dahin zusammen gekommen sind? Pipifeucht lagern? Zulange ist auch nicht gut für die Windeln und es können sich auch mal Schimmel oder Stockflecken bilden (gelesen im Stoffwindel-Chat), meherer Tage feucht in der Waschmaschine, die man noch schnell eingeschaltet hat? Jeder weiß, wie vergessene feuchte Wäsche in der Waschmaschine riecht... Ich finde daher meine Vorgehensweise persönlich sehr gut, ich muss mich nicht mit Ammoniakgestank quälen und meine Windeln werden davon auch nicht angegriffen. Man darf nicht vergessen Ammoniak ist ätzend und greift somit vorhandene Gummis in Stoffwindeln an und lässt sie sicherlich früher spröde werden. Dafür gibt es allerdings meines Wissens keine Belege und sind nur eine rein hypothetische Schlußfolgerung von mir.

- Stoffwindeln können süchtig machen... bedeutet: Man könnte mit Stoffwindeln eine Menge Geld sparen...könnte... wenn man nicht unbedingt noch dieses Muster haben möchte, diese Windel noch ausprobieren will und die nächste Saugeinlage testen möchte... zum Glück ist der Wiederverkaufswert bei Systemen die einem nicht so zusagen sehr gut. Verluste macht man somit kaum. Und selbst wenn man sich die teuersten Windelsystem für sich ausgesucht hat, der wichtige weitere Aspekt ist der Umweltschutz. Der Müll wird auch weiterhin vermieden, ob mit einem günstigen Stoffwindelsystem oder einem Teureren... andere haben eben die Modelbahn als Hobby...

- Sparen kann man aber trotzdem dann, wenn man schon beim ersten Kind auf die Stoffwindeln gekommen ist. Für das zweite Kind sind dann die Stoffwindeln schon da und können natürlich auch benutzt werden. Aber auch hier schlägt die Stoffisucht bei so manche Frau unbarmherzig zu...

- Ich habe einen Vielpinkler! Bei Wegwerfwindeln fällt das nicht so sehr auf, wie bei Stoffwindeln. Eine Wegwerfwindel kann verdammt viel Urin durch die enthaltenen Superabsorber aufnehmen. Stoffwindeln eben nicht, die Sauggrenzen sind viel früher erreicht. Somit muss man etwas testen und probieren bis man gute Saugeinlagen für sich bzw. das Kind gefunden hat und man muss die Uhr leider etwas genauer im Blick behalten. Mit schon länger getragenen Wegwerfwindel legt man das Kind noch schnell in den Mittagsschlaf, mit einer länger getragenen Stoffwindel riskiert man das lieber nicht. Wobei ich feststellen durfte, beim Mittagsschlaf schläft das Herzkind tief und fest und pinkelt zum Glück nicht! Wie schon geschrieben, man muss sich mit Stoffwindeln mehr mit den Gepflogenheiten seines Kindes beschäftigen (was eigentlich auch gut ist!) und darauf reagieren. Die Wegwerfwindeln verzeihen vergessene Windelwechselintervalle gerne, eine Stoffwindel tut das nicht...

- Ich finde es nicht schlimm eine volle Stuhlwindel zu reinigen. Natürlich denkt man im ersten Moment, es gibt Schöneres. Mit Wegwerfwindel ist das natürlich leichter. Jedenfalls in Deutschland! Schaut man über die Ländergrenzen muss man feststellen, dass eigentlich auch bei Wegwerfwindeln, der Stuhl in die Toilette gegeben werden muss! Wir in Deutschland haben allerdings den Vorteil, dass der Restmüll in Verbrennungsanlagen kommt. Zu beachten ist aber: Bis der Müll in die Anlage kommt, kann es auch hier passieren das dieser vom Regen usw. ausgewaschen wird und ins Grundwasser gelangt...

- Jeder kann stoffwickeln! Auch Papas, Omas, Opas usw. Ausreden gibt es nicht, es verlangt eben Übung und man sollte sie einfach herantasten lassen. Der Herzpapa wickelt hier mittlerweile genauso souverän Stoffwindeln, wie vorher mit Wegwerfwindeln und meine Mama hat gestern zum ersten Mal selbst eine Stoffwindel an ihren Enkel angelegt! 

Ich kann also zu meinem Experiment Stoffwindeln auch weiterhin sagen, dass ich mich ärgere erst jetzt damit begonnen zu haben. Ich hätte viel mehr Müll sparen und viel mehr für die Umwelt tun können. Das Thema Stoffwindel sollte meiner Meinung in jeden Geburtsvorbereitungskurs aufgenommen und als Wickelmöglichkeit aufgezeigt und an Beispielen erklärt werden. Denn die Windel zu zeigen und zu erklären, dass ist sehr wichtig! Einfach nur drüber reden, da denken viele einfach immer noch an veraltete Mull- und Bindewindeln, die nur Arbeit und Mühe machen! Schade, denn so ist es eben nicht mehr! Stoffwindeln sind simple in der Handhabung und superschön anzuschauen!

Hier ist mein kleines Stoffwindel-Lager. Zu sehen ist nur ein kleiner Teil meiner Überhosen, einige sind schon wieder in der Wäsche oder eben auch am Kind. Und natürlich meine Prefolds und Einlagen als Saugkern für die Überhosen.

Stoffwindeln: Wunderschön bunt und toll anzuschauen! Da kann keine Wegwerfwindel mithalten!

Die Prefolds falte ich nach dem Waschen und Trocken direkt und lege eine weitere Saugeinlage hinein. Somit muss ich zum Windelwechseln nur noch die Überhose mit einer Prefold bestücken und ran ans Kind. Ihr seht das ich deutlich mehr Prefolds als Überhosen habe. Das ist der Vorteil dieses Systems: Überhosen kann man mehrfach benutzen, nur die Saugeinlage muss nach dem Windelwechseln direkt gewaschen werden. Das spart Wäsche!

Hier meine Trockenstation. Nachdem die Windel benutzt wurde. Hänge ich das benutzte Vlies, die Prefolds und die Überhosen auf die Leine. Die wieder trockenen Überhosen benutze ich dann wieder und die trockenen Vlies und Einlagen kommen dann auf den Wäschstapel bis genug zusammen gekommen ist für eine Waschladung.

4 Kommentare:

  1. Danke für deinen Beitrag!
    Meine Tochter ist nun 10 Monate und so langsam denke ich ernsthaft über Stoffwindeln nach. Leider gibt es hier auf dem Land keine Kurse zu dem Thema. Welches System kannst du denn empfehle?

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    1. Hallo Tanja,

      leider kann ich kein System wirklich empfehlen, da ich ja selbst nur eines ausprobiert habe :)
      Ich habe mich im Internet eingelesen und Vor- und Nachteile der verschiedenen System recherchiert. Also was für mich persönlich ein Vor- bzw. Nachteil sein könnte. Ich habe mich dann für Überhosen mit Einlagen entschieden, weil: 1. das Windelpaket klein gehalten werden kann, 2. es mit eines der preisgünstigsten System ist, 3. die Trocknungszeit sehr gering ist

      LG, Sabrina

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  2. Liebe Sabrina,

    bin erst heute auf deinen Blog gestoßen und hab mich sofort darin festgelesen. Was du schreibst, spricht mir an so einigen Stellen wie aus der Seele.
    Hatte mich nach meinen ersten Recherchen damals (dh vor gut 2 Monaten) ebenfalls für Prefold-Überhosen (Milovias) mit Bambus-Mullis als Einlage entschieden und fahre bis heute gut damit.
    Allerdings hab ich mir bis jetzt den Zusatzaufwand gemacht, die Mullis zwischen Gebrauch und Trocknen (darauf kam ich irgendwie intuitiv bzw is auch logisch find ich) händisch grob auszuspülen. V.a. aus Schiß vor wegen Geruchsbelästigungen genervten Zimmernachbarn (wohnen in ner großen WG) und dass die Mullis nicht mehr so gut sauber werden wenn noch die gesamte Mamamilch-Kacka drin hängt, die dann auch noch eingetrocknet ist... Nur geht mir das von Hand ausgewasche grad zunehmend auf den Senkel, zumal ich grad mitten der Stilldemenzia bin und meine Energiereserven gleichzeitig nahe des Nullpunkts...
    Daher fass ich grad ermutigt von deinem Bericht den Mut, die dreckigen Mullis einfach direkt zum Trocknen aufzuhängen, sch*** auf die Meinung der Nachbarn, meine Gesundheit hat grad ganz klar Vorrang, va meinem Kind zuliebe (3 Monate).

    Hab bisher nur mit Ecover Vollwaschmittel gewaschen plus 1EL Soda, reine Mulli-Waschladung; jetzt grad läuft aber ein erster Versuch mit 50ml Sonett Bleichpulver (Na-Percarbonat) plus Waschsoda plus ca 50ml selbstgemachtem Tensidmix aus Betain, Sanfttensid und Urea (mit dem Tensidmix waschen wir uns auch von Kopf bis Fuß).
    Werd bei Gelegenheit berichten wie das Ergebnis war.
    Nen Dm haben wir hier leider keinen vor Ort und nach Berlin (ca 60km von hier) kam ich seit der Geburt noch nicht wieder...

    Liebe Grüße und tausend Dank fürs Teilen deiner Erfahrungen!
    Sarah

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  3. Noch ne Frage: Hast du Erfahrung mit Essig als Weichspüler für reine Baumwoll / Bambus-Waschladungen? Haben mittelhartes Wasser hier (ca 12° GH, 10° KH) und die Mullis dürften sehr gern wieder weicher sein... werd dem nächsten versuchswaschgang mal 1-2EL Spritessig (10%ig) zum Nachspülgang zugeben und beobachten. meine oma berichtete mir jedenfalls dass sie früher auch für buntes einfach essig als weichspüler verwendet haben

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